Startseite : Archiv : Heft 3 : Artikel
Artikel aus Mobile Times 3
GSM ist mit 60% aller Mobiltelefone zwar sehr weit verbreitet, aber durch die Verwendung von drei Frequenzbereichen eingeschränkt. Nun soll ein neuer Standard alle Mobilkommunikationssysteme unter einen Hut bringen.
Es gibt viele verschiedene mobile Dienste der Telekommunikation, die unabhängig voneinander entstanden sind. So sind zum Beispiel Bündelfunk, Betriebsfunk, Pager, Schnurlostelefone, Mobiltelefone und nun auch Satellitentelefone bekannt. Alle diese Systeme verwenden unterschiedliche Frequenzen und verschiedene Übertragungsmethoden. So gibt es beispielsweise alleine bei digitalen Mobiltelefonen mindestens sechs wichtige verschiedene Systeme:
Daneben gibt es alleine in Europa noch die Normen CT 1, CT 1+, CT 2 und DECT für Schnurlostelefone, die Paging Systeme ERMES und POCSAG sowie das System TETRA, das Betriebsfunk und Bündelfunk vereinheitlichen soll. Zwar sind alle diese Standards historisch gewachsen, jedoch in der Praxis eher hinderlich.
Von diesen Systemen ist aber GSM mit Abstand das beliebteste. So waren im Juni 1997 fast 60% aller angemeldeten Mobiltelefone GSM-Geräte. Daher gibt es hier auch die meisten Entwicklungen, die aber das Dilemma der vielen unterschiedlichen Systeme auch nicht lösen können:
Ein weiterer Punkt, der GSM einschränkt, ist die geringe Datenübertragungsrate von 9600 Bit/s, was zwar zum Versenden von Fax und SMS durchaus ausreicht, jedoch für den Zugang zu Internet/Intranet oder gar Breitband-Anwendungen wie ISDN nicht geeignet ist. Im Rahmen der Umsetzung von GSM Phase 2+ bis Ende 1998 soll zwar die Rate auf 64 kBit/s gesteigert werden, doch für Multimedia-Anwendungen und Videokonferenz ist auch das noch zu wenig.
Die Lösung für die oben angesprochenen Probleme soll nun der neue Standard UTRA auf der Basis der UMTS-Vorhabensliste bringen. Der erste grosse Vorteil von UTRA ist, dass damit alle bisherigen Systeme von DECT über GSM, TDMA und CDMA bis zu TETRA und ERMES unter einem Standard arbeiten, und somit universelle Kompatibilität aller Geräte gegeben ist.
Für den Benützer bedeutet dies billigere Geräte, da man dann nicht länger viele verschiedene Chipsets für die unterschiedlichen Netze benötigt, sondern ein Chipset in grösserer Stückzahl produzieren kann.
Doch auch die anderen geplanten Features von UTRA sind gegenüber derzeitigen Systemen ein grosser Vorteil. Die Datenübertragungsrate soll bei 512 kBit/s für Mobilgeräte und 2 MBit/s für Geräte mit eingeschränkter Mobilität liegen. Verbesserte Komprimierungsalgorithmen werden die Übertragungsqualität von Sprache verbessern und dabei weniger Bandbreite benötigen als bisherige Mobiltelefone. Die Integration von Mobiltelefonen und Schnurlostelefonen bedeutet auch, dass man mit nur einem Gerät überall zum jeweils günstigsten Tarif erreichbar sein wird.
Die Frage ist natürlich, in wie weiter Zukunft dieser neue Standard noch liegt. Die Antwort ist: Die Zukunft hat schon begonnen. Am 29. Januar 1998 haben die Mitglieder der SMG innerhalb der Normungsstelle ETSI, die auch den GSM-Standard definiert hat, die grundlegenden Parameter festgelegt. Dieser Prozess war nicht einfach, da sich zwei Gruppen gebildet hatten, deren eine von Siemens und die andere von Ericsson und Nokia angeführt, unterschiedliche Anwendungen des CDMA-Standards vorgeschlagen hatten. Nun ist eine gemeinsame Lösung entwickelt worden:
Diese Lösung folgt den grundlegenden UTMS-Richtlinien, dass nämlich die Geräte für Endbenützer billig sein sollen, der neue Standard mit GSM harmonisiert, und die Endgeräte für Zeitduplex und Frequenzduplex geeignet sein sollen.
UTRA kann einerseits schmale Frequenzbänder von 2 × 5 MHz benutzen, andererseits aber auch breitbandige Anwendungen unterstützen und erfüllt damit auch die Anforderungen, die vom UMTS Forum und der GSM MoU Association festgelegt worden waren.
Der weitere Zeitplan sieht vor, dass bis Ende 1999 die detaillierten Standards festgelegt werden, nach denen die Geräte dann funktionieren. Dabei wird ETSI aber nicht alleine arbeiten, denn sonst wäre dieser Standard genauso «weltweit» wie es heute GSM ist. Unter dem Dach der ITU werden daher ETSI, ANSI, das chinesische Normungsinstitut MPT/RITT und das japanische ARIB/TTC gemeinsam die Einzelspezifikationen im Rahmen der nun vereinbarten Richtlinien festlegen.
Im Jahre 2001 werden dann die ersten Feldversuche laufen und ab 2002 bis 2005 wird das System schliesslich eingeführt, wobei in der Übergangszeit GSM/UMTS Dualmode-Geräte sowie Roaming zwischen GSM- und UMTS-Netzen geplant sind. Wir werden das Geschehen jedenfalls beobachten, und Sie auf dem Laufenden halten.
Michael Köttl/fwk
ITU | International Telecommunications Union |
ANSI | American National Standards Institute |
ARIB/TTC | (Japanisches Normungsinstitut) |
MPT/RITT | (Chinesisches Normungsinstitut) |
ETSI | European Telecommunications Standardization Institute |
SMG | Special Mobile Group; Abteilung der ETSI, die für Mobilkommunikation zuständig ist |
UTRA | UMTS Terrestrial Radio Access |
UMTS | Universal Mobile Telecommunications System |
GSM | Global System for Mobile communication |
TD-CDMA | Time Division CDMA |
W-CDMA | Wideband CDMA |
CDMA | Code Division Multiple Access |
TDMA | Time Division Multiple Access |
D-AMPS | Digital AMPS |
AMPS | American (bzw. Advanced) Mobile Phone System |
![]() Text © 1998 by Mobile Times; HTML © 2000-2004 by Mobile Times |
![]() |