Marktplatz Weltraum

War im Wiener Prater das Raumschiff Enterprise bei seiner Star-Trek-World-Tour zwischengelandet, so machten im Austria Center die echten Weltraumkapazitäten Station. Der von der Uno veranstaltete Weltraumkongress «Unispace» lockte vierzehn Tage lang Wissenschafter, Techniker und Geschäftsleute aus allen Kontinenten an die Donau.

Eine kleine Ausstellung, die den Kongress ergänzte, illustrierte die Bandbreite der Weltraumforschung und -wirtschaft. Offiziell gab die Uno zwar als Generalthema «Erdbeobachtung für den Umweltschutz» und «Teilnahme der Entwicklungsländer an der Weltraumnutzung» vor. Die ausstellenden Firmen machten aber schnell klar, wie gross das Weltraum-Business schon ist. Für Träumer ist da nur mehr wenig Platz.

Zwar ist der ehrgeizige Plan, eine gemeinsame Orbitalstation der führenden Weltraumnationen zu errichten, noch nicht gestorben, aber das Hauptinteresse gehört sicher den Satelliten und Transportraketen.

Länder wie China und Russland wollen Raketentransporte ins All verkaufen, Indien oder Japan zeigen ihre Satelliten, Korea und Kanada werben mit intelligenter Auswertungssoftware von Satellitenfotografien. Und natürlich ist die Telekommunikation ein wesentliches Thema vieler Firmen, sei es eine Inmarsat-Anwendung oder der mit Spannung erwartete Start des Satellitentelefonnetzes Globalstar.

Das Navigationssystem GPS ist ein weiterer grosser Geschäftszweig des Weltraum-Business. Dass auch kleine Länder im Weltraum mitspielen können, beweist Norwegen mit dem Engagement der Telenor bei Inmarsat-Anwendungen. Mit drei eigenen Satelliten und einem vierten in Bau haben sie eine starke Position erobert.

Das starke Herz der ESA ist sicher Frankreich, aber Deutschland mit DaimlerChrysler Aerospace und Italien, das einen beeindruckenden Antennenpark in der Nähe von Rom in Fucino beherbergt, sind wichtige Stützen in der Esa, deren hochfliegende Pläne aufgrund der Sparkurse der europäischen Regierungen ziemlich unter Druck steht.

Die Abhängigkeit von amerikanischer Weltraumentwicklung, der man zu entkommen wünschte, ist noch nicht gelungen. So ist man bei GPS noch immer ans amerikanische System gebunden. Den europäischen Vorsprung in der Telekommunikation hat man im Weltraum noch nicht fortsetzen können. Bei Globalstar sind die Satelliten «made by dasa» (DaimlerChrysler Aerospace), der europäische Anteil ist grösser als bei Iridium. Vielleicht hoffen deshalb viele, dass es das bessere System ist?

Angesichts der hohen Kosten jeglichen Weltraumengagements fragt man sich, ob hierbei das nationale oder kontinentale Denken überwunden werden muss, damit diese Projekte auch finanzierbar werden. Weltweite Systeme müssen eben auch weltweit finanziert werden.

Was jetzt noch reine Utopie ist, sollte aber in der Zukunft realisiert werden. Nur so kann der Marktplatz Weltraum bestehen und sich aus der Spielwiese für Prestigeobjekte einzelner Regierungen zu einem sichtbaren Zeichen der globalen Wirtschaft weiterentwickeln.

Christine Köttl/fwk


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