Sommerliche Kartenspiele

Seit PCMCIA und JEIDA zur PC-Card vereinigt wurden, ist die Zeit nicht stehengeblieben, und es gibt viele neue Produkte.


Für Leute, die mit dem Notebook mobil arbeiten, sind Einsteckkarten die platzsparendste Art, Zusatzfunktionen mitzuführen, die das Notebook selbst nicht erfüllen kann. Das Notebook hat hier einen echten Vorsprung gegenüber Desktop-Geräten, denn dort muss man das Gehäuse öffnen, um neue Karten einzuschrauben, während PC-Karten im laufenden Betrieb ein- und ausgesteckt werden können - und das bevor andere Schnittstellen «Plug&Play»-fähig waren. Die beiden häufigsten Applikationen von PC-Karten aber sind Speichermedien und Kommunikationsschnittstellen.

Eine Festplatte ist nie genug

Seit es Computer gibt, ist der Bedarf an Speicher stetig angestiegen - meist sogar stieg der Bedarf schneller als das Angebot. Zwar sind heutige Festplatten meist jenseits der 1 Gbyte Grenze, und Platten mit 4 oder gar 6 GByte sind nicht mehr unüblich, aber dennoch ist der Speicherbedarf dank vermehrter Multimedia-Anwendungen mindestens ebenso rasch gestiegen. Und ein Notebook ist nun einmal nicht so leicht mit einer neuen Platte auszustatten wie ein Desktop.

Die Lösung dafür kommt von der kalifornischen Firma Callunacard, die sich auf Festplatten spezialisiert hat. So gibt es wahlweise eine Typ-II-Karte mit 260 MByte oder Typ-III-Karten mit 520 oder 1040 MByte. Bedenkt man, dass noch vor kurzem alle Festplatten in PC-Cards Typ-III waren und nur einige hundert MByte aufwiesen, sieht man, wie rasch hier die Miniaturisierung fortschreitet. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Speichermedien ist klar: Die Aussengrösse einer PC-Card ist mit 85.6 × 54.0 mm genormt, sie sind nicht nur kleiner als Disketten oder Zips (für die man wieder ein eigenes Laufwerk benötigt), sondern auch mit mehr Fassungsvermögen ausgestattet. Dies spiegelt sich auch in den projektierten Preisen von 299, 399 und 499 US-Dollar pro Stück wieder.

Alle Netze dieser Welt

Der Grossteil der PC-Cards aber befasst sich mit der Kommunikation - seien es Anschlüsse an LAN, Ethernet, herkömmliche Telefonleitungen oder GSM.

PC-Cards, die nur als Telefonmodems dienen, sind mit der Zunahme von integrierten Modems in Notebooks kaum noch vorhanden. Der Trend geht in Richtung Kombination. So ist zum Beispiel die neue GoldCard von Psion Dacom nicht nur ein 56k-Modem nach dem Standard V.90, sondern auch ein Anschluss für 10 Mb Ethernet und 100 Mb Fast Ethernet. Zudem sind noch 4 MByte Flash-Speicher als Übertragungspuffer in der Karte, so dass im Vollduplex-Betrieb 20 bzw. 200 Mb als maximale Übertragungsrate realisierbar sind.

Reine Modemkarten sind aber dennoch interessant, denn erstens hat nicht jedes Notebook ein eingebautes Modem, und zweitens muss dieses nicht für alle Telefonsysteme geeignet sein. Eine Karte, die nicht nur von allen Telefonverwaltungen zugelassen ist, sondern auch noch beide derzeit vorhandenen Standards für 56k-Datenübertragung (V.90 und K56flex) beherrscht, gibt es zum Beispiel unter dem schönen Namen FM560LKI V.90/K56flex von der taiwanesischen Firma ActionTec, bei der man unter sales@actiontec.com.tw direkt bestellen kann.

Einen anderen Weg geht Xircom. Denn während andere Modem-Karten vom Typ-II sind, ist die RealPort von Xircom eine dickere Typ-III-Karte. Dadurch benötigt man aber kein Spezialkabel mehr, sondern kann normale Telefonkabel oder Thin-Wire Ethernet-Kabel an die Karte anschliessen. Dieses Prinzip - zusammen mit einem charakteristisch geschwungenen Design - hat Xircom auf seine gesamte Produktpalette ausgeweitet, so dass auf dem Flaggschiff der Serie das Ethernet, 56k-Modem, ISDN-Modem und GSM-Modem in vier Steckern Platz haben. Einzig beim GSM-Stecker kann auch die Xircom-Karte nicht alles alleine, da ja jedes Handy einen anderen Anschluss hat.

Will man allerdings auf Kabel und Handy verzichten, da dies ja wieder zwei Komponenten mehr sind, die man herumschleppen muss, kann man zum Nokia Card Phone greifen, das eine PC-Card mit integriertem GSM-Telefon ist. Seit Anfang Juli gibt es davon die Version 2.0, die wieder einige Neuerungen enthält. Zum ersten beherrscht die neue Karte nicht nur GSM 900, sondern auch GSM 1800, was mit der Zunahme an reinen 1800er-Netzen - aber auch an gemischten 900/1800er-Netzen - ein absolutes Muss ist. Zusätzlich unterstützt die neue Karte aber auch HSCSD, womit über GSM statt 9.6 kbps sensationelle 43.2 kbps möglich sind, was schneller als viele Festnetzmodems ist. Leider aber funktioniert das nur, wenn der Netzbetreiber diesen Standard auch unterstützt; aber Nokia wirbt schon fleissig, damit die Netzbetreiber diesen Software-Upgrade auch kaufen.

Auf die Möglichkeit, normale Gespräche zu führen, muss man nicht verzichten, da sich das Kopfhörerset direkt an die Karte anstecken lässt.

Peripherie auch unterwegs

Für den genau entgegengesetzten Fall - also wenn man mehr Kabel mitführen möchte - sind die Karten der britischen Firma BrainBoxes gedacht. Denn Notebooks sind leistungsfähig genug, um direkt im Feld mit Messgeräten verbunden zu werden und die Daten sofort aufzunehmen. Nur fehlen dann oft die Anschlüsse auf dem Notebook, da man meist nur eine RS232-Schnittstelle zur Verfügung hat. Die PC-Card von BrainBox bietet wahlweise zwei RS232- oder zwei RS422/485-Schnittstellen an, womit der Anschluss an verschiedenste Geräte möglich wird. Die Treiber für verschiedene Peripherien werden gleich auf CD mitgeliefert (solange man unter Windows 95/98/NT arbeitet), so dass man gleich loslegen kann. Dieses nicht alltägliche Produkt kann über PLUG-IN@t-online.de bezogen werden.

Michael Köttl/fwk


Verwendete Abkürzungen

GSM
Global System for Mobile communication
HSCSD
High Speed Circuit Switched Data
JEIDA
Japanese Electronic Industry Developement Association
ISDN
Integrated Services Digital Network
PCMCIA
Personal Computer Memory Card International Association
MB
MegaByte
Mb
Megabit


Valid HTML 4.01! Text © 1999 by Mobile Times
HTML © 2000-2002 by Mobile Times