Psion einmal anders

Wer den Ericsson MC 218 das erste Mal öffnet, könnte glauben, der Hersteller habe sich im Firmenaufdruck geirrt, und vor ihm liege in Wirklichkeit ein Psion Series 5.

Dass der Anschein gegeben ist, einen Psion vor sich zu haben, ist kein Wunder, ist doch Ericsson gemeinsam mit Psion Teil von Symbian - der gemeinsamen Plattform, die EPOC für Organizer und Handys promoten möchte.

Diese Verbindung zu Ericsson merkt man zunächst an der beigelegten Infrarot-Schnittstelle zum Anstecken an Ericsson-Handys. Dann aber auch an dem prominenten Menüpunkt «Mein Telefon», dem eine eigene Funktionstaste gewidmet ist. Damit kann man die in den Kontakten gespeicherten Telefonnummern auf die SIM-Karte des Telefons übernehmen und umgekehrt bzw. die SIM-Karte und den Telefonspeicher verwalten.

Es geht auch ohne Ericsson

Aber der MC 218 arbeitet auch mit anderen Handys als mit Ericsson zusammen. Bei unserem Test haben wir eine Internet-Verbindung via Infrarot und einem Nokia 8810 bzw. einem Siemens S25 zusammengebracht, ohne uns viel anzustrengen: Einfach nur die Internet-Verbindung erstellen, auf dem Handy die Infrarot-Verbindung aktivieren, und los geht's. Wir haben uns auch noch das Eintippen der Daten unseres Providers erspart, da auf dem Organizer eine kostenlose Internet-Verbindung vorhanden ist, die wir gleich verwendet haben. Diese Gratis-Verbindung hat natürlich Einschränkungen: Man kann damit keine E-Mails senden oder empfangen, und der Webzugang beschränkt sich auf die Mobile Ericsson Seiten, auf denen sich nützliche Informationen zum Gebrauch der Handys und Organizers von Ericsson finden, aber auch neue Rufmelodien für sein Handy herunterladen kann.

Nur unser Motorola Timeport wollte nicht so ganz, und verweigerte die Aufnahme einer Infrarot-Verbindung mit dem MC 218. Aber das liegt vermutlich daran, dass es sich hier um einen Prototypen handelt, der noch nicht die endgültige Software hat - ein Problem, das wir auch mit der ersten Version des Nokia 8810 hatten, das diesmal mit der endgültigen Software-Version nicht mehr auftrat.

Mehr als nur E-Mail

Die besondere Orientierung zum Handy hin merkt man aber auch am E-Mail-Programm, das hier den schönen Namen «Nachrichten» trägt. Denn damit lassen sich nicht nur E-Mails senden und empfangen, sondern auch Fax - was allerdings viele E-Mail-Klienten beherrschen - und SMS. Dabei gibt es nicht nur die Möglichkeit, SMS zu senden und zu empfangen, sondern auch den SMS-Speicher des Handys mit der SMS-Liste des Organizer zu synchronisieren bzw. die SMS vom Handy auf dem Organizer zu archivieren.

Einziges Manko ist hier, dass viele bunte Webseiten in 16 Graustufen nicht besonders gut herauskommen. Die Option, bunten Text auf buntem Hintergrund als Schwarz auf Weiss darzustellen, würde man sich aber öfter wünschen, da viele Websites mit gelbem Text auf weissem Grund nur sehr schlecht lesbar sind - auch wenn die Grafik noch so toll aussieht.

Wer ist besser?

Was es unter Win CE schon länger gab und nun auch in der EPOC-Welt, ist die Möglichkeit, Webseiten offline zu betrachten. Unter Windows heisst diese Option «Channels», in der EPOC-Welt «Offline Web», aber was geschieht, ist immer dasselbe: Man lädt die Webseiten vom PC mit dem Internet Explorer 4.0 oder besser herunter, und sie werden dann über das Verbindungskabel auf den Organizer überspielt.

Was man auf Win CE-Rechnern aber vergeblich suchen wird, ist OPL: Die Möglichkeit, selbst kleine Programme zu schreiben, ist in der Philosophie von Microsoft, in der alles so einfach und fugenlos wie möglich zu sein hat - auch für den Anwender, der keine Fachkenntnisse besitzt - einfach nicht vorgesehen. Auf Psion oder eben auch auf dem MC 218 ist das sehr wohl vorgesehen. Das erklärt vielleicht auch, warum man für EPOC-Geräte so viele selbstgeschriebene Programme vorfindet, die den kommerziellen oft in nichts nachstehen.

Michael Köttl/fwk

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